Robert Schad und sein Wirken in Fátima

Alexandros N. Tombazis

Mit dem Werk Robert Schads kam ich zum ersten Mal vor ein paar Jahren bei einer Ausstellung in Paris in Berührung. Ich war tief beeindruckt und bedauerte es, ihn nicht früher kennengelernt zu haben. In mir nahm der Gedanke Gestalt an, wie wunderbar es wäre, eines Tages ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen zu können. Und dann bot sich mit der Dreifaltigkeitskirche in Fátima auch die Gelegenheit. Allerdings war der Weg nicht sofort frei und nicht schon vor Beginn alles unter Dach und Fach.

Ich kam mit dem Rektor des Heiligtums, Monsignor Luciano Guerra, überein, eine Liste mit Künstlern aus mehreren Ländern zu erstellen (um der ganzen Sache einen ökumenischen Ansatz zu geben), die Vorschläge einreichen würden. Die letzte Entscheidung läge dann beim Santuário.

Zunächst wurde daran gedacht, Robert Schad mit einer Arbeit für das Kircheninnere zu betrauen, doch angesichts der Kraft und Monumentalität seines Werks kamen wir auf die Idee, ihm den Auftrag für ein über 30 Meter hohes Kreuz vor der neuen Kirche zu geben. Es sollte den großen freien Platz überblicken, der bis zu einer halben Million Menschen fasst. Die Gesamtanlage wird von einer mächtigen zentralen Achse geprägt, die von der „alten“ Basilika durch das Zentrum des neuen, im Durchmesser 125 Meter großen Rundbaus führt und im Pastoralzentrum dahinter endet. Tatsächlich sollte das Hochkreuz ursprünglich exakt auf der Hauptachse hinter der Kirche aufgestellt werden und groß genug sein, um vom Platz aus noch sichtbar zu sein. Doch als man schließlich beschloss, das alte (etwa 22 Meter hohe Kreuz) zu entfernen, fiel auch die Entscheidung, das neue Kreuz seitlich der Hauptachse vor der Kirche zu platzieren. In dieser Position balanciert es die Hauptkomponenten der Gesamtanlage, d. h. den großen neuen Baukörper, die zentrale Achse, die bereits existierende Basilika und die kleine Kapelle, auf anmutige Weise aus. Darüber hinaus stellt seine vertikale Achse ein Gegengewicht zu der horizontalen Masse des neuen Gebäudes dar. So bringt das Kreuz die neue Kirche kraftvoll zur Geltung und trägt viel dazu bei, dass sie schöner und in sich abgeschlossener wirkt. Stünde es allein, ohne Gebäude im Hintergrund, hätte es einen gänzlich anderen Charakter und sehr wahrscheinlich eine viel schwächere Wirkung. Ich bin fest davon überzeugt, dass das Gesamtresultat weit mehr ist als die Summe seiner beiden Teile.

Zudem hat die Verwandlung des Kreuzes in ein Kruzifix von größter Einfachheit und Abstraktion diesem eine tiefere Bedeutung von außerordentlicher Schönheit gegeben, die schon von Weitem zu sehen ist. Es ist ein Orientierungspunkt, der, so denke ich, mit der Zeit zu einem Symbol für Fátima werden wird. Die Textur und das warme Braun des verschweißten Vierkant-Cortenstahls harmonieren vollkommen mit dem dezenten Beige der mit Sandstein verblendeten Gebäude von Fátima. Bei Sonnenuntergang scheint der Stahl zu glühen und das Heraufdämmern eines neuen Tages zu verkünden.

Danke, Robert Schad, für Ihren schönen Beitrag für Fátima. Es war ein Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten.